| Antragsteller*in: | Jonah Hacker |
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BDK-7: Jonah Hacker
Name
Bewerbungstext
Liebe Freund*innen,
die Nachwahlbefragungen bei der Bundestagswahl und auch die Ergebnisse der U18-Wahlen machen deutlich: Wir Grüne verlieren bei der Jugend. Der immer sicher geglaubte Vorsprung auf die anderen Parteien ist – aus Sicht vieler – urplötzlich verschwunden. Kein Wunder – schließlich geben Jugendliche immer häufiger an, sich vor allem um Themen wie Kriminalität und Migration zu sorgen, und eben nicht mehr Demokratie, Vielfalt und Klimaschutz vorne anzustellen – sprich: Unsere Grünen Kernthemen.
Diese Entwicklung stimmt mich – wo ich selbst noch zur Schule gehe und täglich mit dieser Verschiebung des politischen Diskurses konfrontiert bin – traurig. Gleichzeitig ist die Situation nicht ausweglos. Stattdessen braucht es jetzt klare und effektive Maßnahmen, um uns Grüne schnell wieder als Nr. 1 bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu etablieren.
Jugendliche müssen endlich anders angesprochen werden. Klar ist: Bei der letzten Bundestagswahl haben sich vor allem die Parteien großer Beliebtheit bei meiner Generation erfreut, die besonders radikale Veränderungen gefordert haben – ganz egal, aus welcher Richtung. Besonders prekär ist das, weil die sozialen Medien, die in meinem Umfeld und dem der meisten Jugendlichen in Deutschland elementar zur Meinungsbildung beitragen, in erster Linie eben diese Inhalte pushen. Kurz gesagt: Um „die Jugend“ besser zu erreichen, ist das Erlangen von Aufmerksamkeit ein wichtiger Faktor.
Uns dieser Tatsache bewusst zu sein, schafft die Grundlage für ein klares Konzept. So müssen aus meiner Sicht vor allem zwei Dinge geschehen.
Erstens: Wir müssen Social Media für uns nutzen, ohne damit einhergehende Probleme selbst zu verstärken. Das heißt konkret: Auch wir müssen uns überlegen, wie wir mit unserer Arbeit im Internet größere Reichweiten erzielen können. Das kann beispielsweise durch das Aufgreifen von Trends und die Nutzung einer glasklaren, transparenten Sprache geschehen. Gleichzeitig – und das ist entscheidend – müssen wir uns der Folgen eines um Aufmerksamkeit buhlenden demokratischen Diskurses bewusst sein. Für mich sind und waren die Grünen seit jeher die Partei, die nicht nur mit ihrem sozial-ökologischen Profil, sondern vorrangig auch mit einem starken Vertrauen in die Wissenschaft und einer stets abwägenden und fairen Diskussionskultur besticht. Hier war der letzte Bundestagswahlkampf für mich besonders prägend, weil es uns in besonderem Maße gelungen ist, einen Gegenpol zu populistischen Äußerungen und Forderungen zu bilden. Denn was im Wahlkampf zunächst vielleicht sogar hinderlich wirken mag, stärkt langfristig das Vertrauen in unsere Partei, da unsere Forderungen eben auch unserer Arbeit in einer Regierung entsprechen und unsere Politiker*innen wie nur wenige Vertreter*innen anderer Parteien bereit sind, Fehler einzuräumen und diese klar zu kommunizieren. Dieses wertvolle Politikverständnis der Grünen, insbesondere in unserer jüngsten Vergangenheit, stellt ein Alleinstellungsmerkmal dar, welches wir nicht verlieren dürfen. Also mehr Aufmerksamkeit in den Online-Medien, ja. Aber deshalb unsere Diskussionskultur ruinieren oder gar von unseren faktenbasierten Argumentationen abrücken, auf keinen Fall.
Damit einher geht auch zweitens: Einen stärkeren „Demokratie-Patriotismus“ unter Jugendlichen zu schaffen. Denn neben dem Interesse an unserer Programmatik ist auch das klare Bekenntnis zur Demokratie und der Verteidigung unseres Rechtsstaates unter jungen Menschen rückläufig. Es ist daher entscheidend, dass wir die Bedeutung unseres pluralistischen Systems stärker in den Fokus rücken und – neben einer guten Ansprache unserer Inhalte – auch für unsere Demokratie als Ganzes und die Freiheiten, die mit ihr einher gehen, werben. Dass sich junge Menschen mit unserer Partei identifizieren können, sollte zwar unser übergeordnetes Ziel sein. Allerdings muss diesem eine generelle stärkere Identifikation mit unserer Demokratie voraus gehen. Diese würde die politische Kultur stärken und damit erst die Möglichkeit eröffnen, wieder mehr in die Debattenräume junger Menschen vorzudringen und langfristig auch wieder mehr Vertrauen in unsere Parteipolitik zu schaffen. Denn nur wenn die Demokratie stark ist, kann es auch starke Grüne geben.
Aus meiner Sicht ist der allererste Schritt zum Erreichen jüngerer Generationen ihre Einbindung in die Politik. Hierbei sollte es unser Anspruch sein, die Vertretung meiner Generation auf unseren Parteitagen vielfältig zu gestalten. Ich möchte zeigen, dass wir als Generation Z unterschiedlich denken. Meine Perspektive ist hierbei, dass wir einen pragmatischen Kurs brauchen, der sich an der Realität orientiert, um das negative Bild von uns Grünen in einigen Teilen der Gesellschaft aufzubrechen und zu zeigen, dass wir wirklich da anpacken, wo die Probleme junger Menschen liegen.
Diese Position würde ich liebend gerne bei der kommenden BDK einbringen und möchte hierfür um euer Vertrauen bitten.
Euer Jonah
Schulisches Engagement: derzeit Abiturient am John Lennon Gymnasium; Schulsprecher; Organisation und Moderation von Juniorwahlen und Podiumsdiskussionen im Vorfeld von Wahlen (zuletzt zur BTW 2025); historische Arbeit an der Ausstellung "Geteilte Unterwelt", die sich mit der Geschichte von Friedhöfen während der deutschen Teilung befasst; erfolgreiche Teilnahme am Wettbewerb "Jugend debattiert".
Partei: Engagiertes Mitglied im Bundestagswahlkampf; Mitglied des Vorstands der Grünen Jugend Berlin Mitte; Co-Sprecher der Stadtteilgruppe Zentrum.
