Antragsteller*in: | Timur Ohloff |
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KVS-3: Timur Ohloff
Name
Bewerbungstext
Liebes Mitglied,
wir diskutieren gesellschaftlich vehement, wie wir unsere freiheitliche Demokratie verteidigen. Bei der Problembeschreibung herrscht breiter Konsens, sitzen die Verfassungsfeinde doch in unseren Parlamenten. Danach geht die Analyse auseinander: Welche Verantwortung tragen die demokratischen Parteien, welche die Wählerschaft? Inwiefern ist unser Parteiensystem Teil des Problems beziehungsweise der Lösung? Und welchen Beitrag kann jede:r Einzelne von uns leisten?
Über diese Fragen mache ich mir im Ehrenamt tagtäglich Gedanken. Ich frage mich, wie wir Bündnisgrüne populistischen Entwicklungen widerstehen und unsere progressiven Überzeugungen in gesellschaftliche Mehrheiten übersetzen können. Die Inhalte stimmen, aber meines Erachtens brauchen wir als Partei mehr Professionalität in den Strukturen, mehr Biografien mit Berufserfahrung außerhalb der Politik und damit einhergehend mehr gesellschaftliche Verankerung in der Breite. Diese Strukturarbeit beginnt in unserem Parteiensystem auf der untersten Ebene und daran arbeite ich im Kreisverband Berlin-Mitte seit 2021 unermüdlich, im Schnitt bis zu 20 Stunden die Woche, allein letztes Jahr an rund 300 Tagen.
Bekannte fragen mich oft verwundert, warum ich neben meinem Beruf so viel Freizeit in die Parteiarbeit stecke und ob man sich anderswo nicht sinnvoller engagieren kann: weniger Selbstbeschäftigung, mehr Wirksamkeit. Vielleicht hast Du in Deinem Umfeld ähnliche Reaktionen erlebt. Manchmal erscheint die Kritik berechtigt, aber für mein Empfinden gibt es kaum ein Ehrenamt in Deutschland, in dem man langfristig einen so großen Unterschied machen kann wie als Parteimitglied. Mein Anspruch als Kreisvorstand ist genau das: Dir und den inzwischen 2.700 Mitgliedern in Mitte ein vielfältiges Angebot zu machen, um unsere Demokratie gemeinsam zu verteidigen – mit jedem Aktionstag, Zuhörgespräch und Wahlkampfstand.
Kurzum: Ich mache mein Ehrenamt in einem tollen Team leidenschaftlich gerne und bitte Dich um Deine Stimme für zwei weitere Jahre. In der letzten Wahlperiode haben wir fast alle Ziele erreicht: Drei erfolgreiche Wahlkämpfe in Mitte für das Europäische Parlament (2024) und den Deutschen Bundestag (2024, 2025) geführt, nach jahrelanger Suche eine neue Kreisgeschäftsstelle gefunden, über Beschlüsse auf Kreismitgliederversammlungen Politik in Bund und Land mitgestaltet, eine Partnerschaft mit dem Kreisverband Gotha in Thüringen etabliert und berlinweit die meisten Mitglieder nachhaltig gebunden. Leider konnten wir keine zweite Vollzeitstelle für noch professionellere Strukturen schaffen, da wir kaum zusätzliche finanzielle Mittel erhalten haben. Für die nächste Wahlperiode möchte ich deshalb als Schatzmeister insbesondere diese drei konkreten Vorhaben realisieren:
Finanzen und Personal — für mehr Verteilungsgerechtigkeit
Du und ich spenden monatlich einen gewissen Geldbetrag an die Partei. In den meisten Bundesländern wird damit primär die politische Arbeit vor Ort finanziert – nicht aber bei uns in Berlin. Hier fließen die Mitgliedsbeiträge von über 2,5 Mio. € nicht direkt an die Bezirke, sondern der Landesverband zieht das Geld selbst ein und gibt danach monatlich nur 1,5€ pro Mitglied an den Kreisverband zurück, insgesamt rund 530 Tsd. €. Im Ergebnis kann sich die Landesparteizentrale mehr Beschäftigte leisten als alle Bezirke zusammen. Hier stehen im Sommer schwierige Verhandlungen im Landesfinanzrat an, auf die ich durch die bisherige Vorstandsarbeit gut vorbereitet bin.
Unser Ziel ist eine gerechte Mittelverteilung zwischen Land und allen Bezirken, durch die wir unser leistungsfähiges Personal halten und in Mitte mindestens eine zweite Vollzeitstelle schaffen. Wir brauchen dringend mehr Ressourcen, damit wir bei den Berlin-Wahlen 2026 wieder stärkste Kraftim Bezirk werden, weiter die Bürgermeisterin im Bezirk stellen und möglichst viele Direktwahlkreise für das Abgeordnetenhaus gewinnen. Gerade in Berlin-Mitte haben wir mit CDU, LINKE und SPD drei ernsthafte Wettbewerber und Wahlkampf vor Ort gelingt nur mit Personal vor Ort.
Mitgliederverwaltung — direkter und schneller
Wir sind seit dem Ende der Ampel-Koalition rasant gewachsen. Unzählige Menschen, die auf www.gruene.de ihr Eintrittsformular ausgefüllt haben, um Farbe für unsere Demokratie bekennen – und danach über Monate nichts vom zuständigen Kreisverband gehört haben. Vielleicht ging es Dir auch so, eine frustrierende Erfahrung, gerade im Wahlkampf. Wie können wir das in Zukunft besser machen?
Die Erstbearbeitung von Mitgliedsanträgen erfolgt durch die Bundesparteizentrale. Aber über die Aufnahme entscheidet satzungsgemäß der Kreisvorstand und die Mitgliederverwaltung ist eigentlich Aufgabe des Kreisverbands. Das ist in den anderen großen Landesverbänden auch der Fall – mit Ausnahme von Berlin. Hier dauert es besonders lange, weil die Landesparteizentrale den Aufnahmeprozess steuert, anstatt dass die Daten direkt vom Bund an uns in Berlin-Mitte fließen. Außerdem wurden verwirrende Parallelstrukturen geschaffen: doppelte Ansprache durch den Kreis- und Landesvorstand, Neumitgliedertreffen im Bezirk und Land.
Unser gemeinsames Ziel sollte sein, motivierte Neumitglieder so schnell wie möglich vor Ort ankommen zu lassen. Deshalb werde ich mich dafür einsetzen, die Mitgliederverwaltung – wie anderorts auch – dezentral und direkt im Kreisverband durchzuführen. So kommen wir im nächsten Wahlkampf gemeinsam schneller auf die Straße.
Wahlkampf 2026 — mit Zuhören zum Erfolg
Im letzten halben Jahr rund um die Bundestagswahl lag mein Schwerpunkt auf dem Haustürwahlkampf und seiner wissenschaftlichen Auswertung. Wir konnten das Direktmandat verteidigen und dabei besser verstehen, welche Themen die Menschen in Mitte politisch bewegen. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse würde ich gerne ab Sommer ein langfristiges Folgeprojekt mit Zuhör-Aktionstagen starten, um unsere Verankerung im Bezirk auch außerhalb des Wahlkampfs zu stärken und Impulse für unser Bezirkswahlprogramm 2026 zu sammeln.
Die Berlin-Wahlen 2026 werden die vermutlich umkämpftesten seit Langem. Wenngleich wir in Mitte auch vom Landestrend abhängig sind, bin ich überzeugt, dass unser Zuhör-Ansatz an den Haustüren einen Unterschied im Bezirk machen kann. Wir geben Menschen nicht nur das Gefühl, gehört zu werden, sondern tun es tatsächlich. So bleibt unsere Politik im Kleinen responsiv und unsere Demokratie im Großen resilient.
Viele Grüße
Timur
Beruf: Diplomat im Auswärtigen Amt (seit 2023); zuvor Mobility Institute Berlin (2022-23), Staatskanzlei Brandenburg (2021), McKinsey & Co. (2019-21)
Ausbildung: M.Phil. Politics, University of Oxford (2017-19); B.A. Nordamerikastudien, Freie Universität Berlin (2012-16)
Ehrenamt: Patientenvertreter im Gemeinsamen Bundesausschuss (seit 2021), Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs (2016-24)
Partei: Kreisvorstand (seit 2021), BDK-Delegierter (seit 2023), LDK-Delegierter (2021-22), Parteimitglied (seit 2011)
Kontakt: 0172/5852517, timur.ohloff@gruene-mitte.de